Geschichten, die das Leben schrieb: Meine zweite Taufe
Die „beste Ehefrau von allen“ (sh. E. Kishon) sprach:
Mein lieber Mann, da Du nun seit 2002 kraft Gesetz mit mir verbandelt bist und seit Jahren „im Geiste des Unglaubens wandelst“ , wird Dir im Falle Deines „Abwamselns“ kein kirchliches
Begräbnis zuteil, also gehe hin und ergib Dich wieder (wie viele Jahre zuvor)dem katholischen Glauben.
Trotz zahlreichen Beteuerungen meinerseits, dass ich mich auch ohne kirchliche Registrierung
eines nahezu tadellosen, fast zölibateren und damit sündenfreien Wirkens erfreue, konnte ich auf Dauer ihrem intensiven christlichen Rezoliasierungsbegehren nicht widerstehen und meldete mich
beim Pfarrer der Kirchengemeinde an.
In Anbetracht der schwindenden Anzahl (seit Tebarz-van Elst?)der kirchensteuerzahlungswilligen
Gläubigen bekam ich schnell einen Termin und saß -auf alles gefasst- Hochwürden gegenüber.
In Erwartung einer schnellen Abwicklung hatte ich nach dem Termin um 14 Uhr bereits ein
Tennismatch um 15 Uhr gebucht, doch ich sollte mich irren.
So einfach -erklärte mir der Pfarrer- sei es nicht, nach jahrzehntelanger offizieller religiöser Abstinenz sich einfach wieder katholisch zu nennen und begann mit Verlesungen aus dem Neuen
Testament, doch hier war ich in meinem Element:
6 Jahre -führte ich aus- hätte ich in einem katholischen Internat verbracht, musste dort außer Donnerstags jeden Tag in die Messfeier und Sonntags sogar in Früh- und Spätkirche; daß ich nach
4 Jahren wegen schwänzens der Messe des Hauptfeiertages das Internat nur noch als Externer besuchen durfte erwähnte ich wohlweislich nicht und tat gut daran.
Zum Abschluss meiner -damals- gereiften Glaubenserfahrung hätte ich genug Wissen gespeichert,
um jetzt nicht noch Religionsunterricht für reumütige, spätberufene Rückkehrer reinzuziehen.
Damit errreichte ich zwar, dass weiterer Religionsunterricht ausblieb, doch war inzwischen der Termin zum Tennismatch auf der Kippe; auf meine Frage, ob er denn Tennis spielen könne, erhielt
ich leider negativen Bescheid, aber -so überlegte ich mir derweilen- , würde die Kirche das Tennisspiel ihrer Pfarrer fördern, hätte sicher van Elst zur goldenen Badewanne noch einen mit Goldsand belegten Tennisplatz geplant, so einfach ist logisches Denken!
Also sagte ich mein Tennismatch ab, denn es kamen noch die „4 Plagen“ (wenigstens nicht 7, wie im AT):
Ich musste an Eides Statt versprechen, 4mal in die Maiandacht zu gehen
Dies gelang mir zu 75%, jedesmal streckte ich mich bei den 3 Andachten, hielt (falls vorne kein Platz war)hinten unauffällig die Hand hoch und ließ sie nach einem wohlgefälligen Nicken des
Pfarrers wieder fallen…
Danach wurde beim nächsten Treff im Pfarrhaus der Termin für meine Wiederaufnahme in die Kirche festgesetzt, mein „Fehlverhalten“ (ich hatte 1 Maiandacht versäumt)wurde nach meinem „Reuebekenntnis“ nicht geahndet, da ich einen Pollenanfall angab, diese Lüge ließ ich mir selber als lässliche Sünde durchgehen…
Vom Pfarrer wurde ich unterrichtet, dass an einem Samstag um 14 Uhr zugleich mit mir ein
junger Mann aus Südamerika der -so könnte man es nennen- Erwachsenentaufe zugeführt werde,
dieser brächte seine Mutter und seinen Adoptivvater mit, gerne -führte Hochwürden aus- könnte ich
auch Jemanden zu meiner „Wiedereinführung“ mitbringen….
Die nächsten Tage und Nächte waren kaum erträglich.
Wer sollte mich zu meiner zweiten Taufe begleiten?
Ich war Vollwaise (da damals schon mehr als 3mal volljährig)und meine Tochter konnte ich nicht wirklich als meine Mutter ausgeben!
Die beste Ehefrau von allen war verhindert.
So entschloss ich mich -wie ein Ritter ohne Furcht und Tadel- allein den Gang (nicht nach Canossa)
in die Kirche anzutreten.
Dort angekommen sichtete ich einen großen jungen Mann, dem sich ein augenscheinliches Ehepaar dazugesellte, alle lustwandelten unter den schönen alten Gemälden.
Der Pfarrer samt Mesner traf ein, der junge „künftige Täufling“ platzierte sich mit seinen Angehörigen auf 3 Hockern links, ich auf einen von 3 Hockern rechts.
Herr Mesner -sprach drauf Hochwürden-, setzen Sie sich doch zu Herrn Dentler, dass der nicht so allein rumsitzt. Meine Gefühle fuhren Berg und Tal: Der Mesner war mir da Vater und Mutter,
doch behielt ich meine Gefühle unter Kontrolle.
Nach kurzer Rede über die Eingliederung in die katholische Kirche ging es ans unterschreiben der Dokumente, schnell hatte ich meinen Part erledigt, der junge Südamerikaner schrieb etwas länger und dann machte die Mutter eine erschreckende Aussage: Herr Pfarrer, mein Sohn hat auch da unterschrieben, wo Sie hätten unterschreiben müssen!
Herr Mesner, sprach Hochwürden, was machen wir da?
Würden Sie das Tipp-Ex aus meinem Büro holen?
Antwort des Mesners: Nein, das mache ich nicht!
Wir waren alle über diese „Befehlsverweigerung“ verblüfft, da herrschten im Mittelalter noch andere Sitten!
Der Pfarrer ließ uns fast eine halbe Stunde allein, der junge Mann erklärte mir derweil, wenn er gewusst hätte, wie schwierig es sei, katholisch zu werden, wäre er lieber weiter „im Lichte des Unglaubens“ verblieben…
Doch last but not least: Das verlorengegangene Schaf ist wieder bei der Herde!